10.04.2016: Wir feiern Geburtstag und darum will ich heute den Blick auf einen für uns Salzburg bekannten Spaziergang, den Jung und Alt machen kann, lenken:

Die Hellbrunner Allee

mit einer Länge von 2,5 Kilometer, feiert den 400. Geburtstag!

Sie ist die älteste erhaltene herrschaftliche Allee Mitteleuropas (d. h. als aristokratische Schlossachse) und möglicherweise die weltweit älteste dieser Art, erbaut von Fürsterzbischof Markus Sittikus und dient von je her als Naherholungsgebiet. Das ist ein Grund für mich, hier einige Details rund um dieses Gebiet genauer zu beleuchten.

Es beginnt beim Salzachhof in der Hellbrunner Straße 2, direkt am Rudolfsplatz zwischen den beiden Gerichtsgebäuden. Ab der Akademiestraße wird die ehemals Hellbrunner Fürsten Straße genannt und bis 1919 nicht öffentliche Straße, kleiner und verwinkelter (Die Nutzung dieser Fürstenwege waren dem Landesherren und seinem Hofstaat vorbehalten). Sie führt durch Wohngebiet und der Universität (NAVI) vorbei Richtung Hofhaymer Allee, wo in mehr oder weniger 90° Winkel die Hellbrunner Allee beginnt. Diese Abzweigung war seinerzeit vom Erbauer gewollt, um einen gewissen Überraschungseffekt zu erzeugen.

Hellbrunner Allee

Bevor wir in die Hellbrunner Allee einbiegen, sehen wir uns noch kurz Schloss Freisaal an, welches gleich unser 1. Rastpunkt sein wird. Ursprünglich war das Gebäude viel schlichter und erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Erker an- und das Dachgeschoß ausgebaut. Auch der Teich wurde erweitert. Im Obergeschoß des Schlosses befinden sich bedeutende Renaissance-Wandmalereien aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, den feierlichen Einzug des Fürsterzbischofs Michael von Kuenburg zeigen. Leider ist das Schloss Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.

Radltour

Nach diesem kleinen Abstecher, vorbei am Haus von Architekt Wilhelm Holzbauer (u. a. Umbau des Kleinen Festspielhauses sowie NAWI) mit der auffälligen Schindel-verkleideten Fassade, gehen wir in Richtung Gwandhaus, mit dem wir uns aber später erst beschäftigen. Kurz davor kann man über die Eschenbachgasse Richtung Polizeidirektion zum Schloss Herrnau gehen. Möglicherweise beruht der erst später angesetzte Turm im italienischen Stil auf die Wurzeln diverser Vorbesitzer.

Denn auch dieses Schloss, das früher Cristianihof hier, ist privat – es gehört einem jüngeren Zweig der des böhmischen Fürstengeschlechts Clary und Aldringen, das ursprünglich aus Riva des Garda stammt. Der frühere Name stammt von Freiherrn Hieronymus Cristani von Rall, der wie sein Gönner Fürsterzbischof Leopold Anton von Firmian aus Trient stammte. Beide waren maßgeblich an der Protestanten Vertreibung beteiligt, bei der über 20.000 Menschen für ihren Glauben die Heimat aufgeben mussten.

Gwandhaus

Wieder zurück in der Hellbrunner Allee befinden wir uns auf Höhe vom Gwandhaus der Familie Gössl. Das Landschloss und Ordensstift wurde ursprünglich ohne Seitenflügel erbaut und hieß früher Schloss Lasserhof, Metzgermayerhof, Kaiserhof und später Rupertihof, welcher einige Jahre als Schlosshotel St. Rupert betrieben wurde. Der durchaus umstrittene pseudobarocke Anbau der Seitenflügel wurde vom bekannten Baumeister Martin Knoll historistisch gestaltet.

Kayserburg

Außerhalb des Gwandhauses Richtung Straße sieht man von weitem den Erentrudishof. Der Hof des Benediktinerinnenstiftes Nonnberg ist auch als Nonnberghof bekannt und bietet „Ab-Hof-Verkauf“ aus vorbildlicher biologischer Landwirtschaft.

Auf der anderen Seite, beim Ausgang zur Hellbrunner Allee, steht die Kayserburg samt Meierhof. Der Name geht zurück auf Hauptmann Hans Kayser, der es vermutlich 1625 erbauen ließ.

Meierei

Auf der anderen Seite der Allee ist nun die Fro(h)nburg (auch Grafenauer Hof) zu sehen, die seit 1960 im Besitz der Republik Österreich ist und das in der angrenzenden Meierei Fronburghof das Carl-Orff-Institut sowie in den Nebenbauten Studenten-Unterkünfte beherbergt. Somit ist es öffentlich und da es auch für Veranstaltungen von Mozarteum genutzt wird, können einige Räume besichtigt werden. In der Meierei des Fronburghofes einige Meter abseits betreibt die Diakonie einen Montessori Kindergarten.

Im Vestibül, der repräsentative Eingangshalle, sieht man 2 Treppen, die ursprünglich für Herrschaft und Personal gedacht waren. Hallen wie diese wurden früher nicht nur als Durchgangsraum zum Atrium genutzt, sondern auch als Schirrhof für die Pferde oder Raum für die Wachen. Amüsant finde ich, dass es in diesem Schloss mit annähernd quadratischem Grundriss einen Damen- und Herrenflügel gab.

Auf der einen Seite sieht man Stall und Gärtnerhaus – im Garten den Wasserturm mit einem geschweiften Pyramidendach, der für die vielen Brunnen, die früher auf dem Areal angelegt waren, das Wasser bereitstellte. Erst im Jahr 2000 wiederentdeckt, werden manche davon wieder revitalisiert.

Fronburg

Das Schloss Fronburg diente übrigens abwechselnd mit Schloss Leopoldskron im Film „The Sound of Music“ mit Julie Andrews (1965) für die Außenaufnahmen als Villa der Familie von Trapp. Diese Vermischung der Aufnahmeorte ist einer der Gründe, warum Salzburger dem Hollywood-Streifen nicht sehr zugetan sind.

In unmittelbarer Nähe befindet sich nicht nur die Fischzucht der Familie Grüll, sondern auch das ehemalige „Wäscherhäusl“, das einzige richtige Privathaus an der Hellbrunner Allee. Es gehört heute einem Bruder des bekannten Unternehmers Moosleitner. Etwas zurückversetzt ist der Firmensitz von Stahlbau Ziegler im ehemaligen „Hirschpoint“, einem Jagdhaus mit bäuerlichem Charakter, untergebracht.

Bach

Weiter Richtung Hellbrunn kommen wir zur Emsburg, früher auch Kreuzhof, Ritterhof oder Lambergschloss genannt. Dieser große Besitz, der kurz nach 1600 von Hofarchitekt und Dombaumeister Santino Solari erbaut wurde, verfügt über eine Mühle, eine Säge- und auch eine Brauerei-Erlaubnis. Der Legende nach hatte Erzbischof eine Liaison mit der zweiten Frau des Bauherrn, Ursula Katharina Block von Brabant. Aber wie gesagt: nix ist fix – Beweise gibt es nicht, aber so einiges darf für möglich gehalten werden!

Arkaden bilden ein Plateau auf dem dann das Schloss mit italienischer Prägung steht. Dadurch wird eine Treppenanlage, die schöne Auffahrt mit Grotten und Brunnen-Nischen darunter geschaffen. Das Areal selbst geht bis zum Morzger Hügel zurück. In der Morzger Kirche kann man am Altarbild eine Abbildung von Schloss Emsburg im ursprünglichen Zustand sehen. Der halbrunde Anbau samt Balkon ist erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden.

Ritterhof

Eine Besonderheit in der Geschichte dieses Gebäudes ist der St.-Ruperti-Ritterorden. Um 1700 wurde Schloss Emsburg Sitz des Ordens, welcher zur finanziellen Absicherung des Offiziersstandes diente. Für die Aufnahme wurden 12 Ritter aus Salzburger Adelsfamilien gesucht, die mindestens

  • Vier adelige Ahnen aufweisen,
  • Salzburger sind,
  • Ledig sind (und bleiben),
  • Sowie körperlich gesund sind.

Voraussetzung für den lebenslangen Bezug der finanziellen Zuwendung waren zwölf Jahre Kriegsdienst. 1811 wurde der Orden aufgelöst, da Salzburg an Bayern fiel – und Überraschung: das Vermögen vom Staat eingezogen.

Jedoch 1978 wurde der Orden mit der Bezeichnung St. Rupert-Orden als autonome Gemeinschaft von kulturbewussten Persönlichkeiten, die ohne Rücksicht auf Grenzen Völkerverständigung fördern, restituiert.

Viele Salzburg haben es noch als Besitz der Halleiner Franziskanerinnen im Kopf. Jedoch ist es seit einigen Jahren im Besitz des Unternehmers Al Wazzan, da die Erhaltung für das Kloster zu kostenintensiv wurde.

Kreuzhof

Auf der anderen Seite der Allee findet sich die ehemalige Meierei des Schlosses, der Kreuzhof oder Hahnhof, auch Gut Thunsfelden genannt. Es wurde bereits vor vielen Jahren zu einem Wohnhaus umgebaut. Etwas weiter befindet sich der Bachingerhof (früher Wolfhof) am Bliemhofweg, der seit einigen Jahren als Reitstatt betrieben wird.

Das letzte der Schlösser – Emslieb, das früher auch als Villa Strongfort bekannt war – ist im Spätbarock errichtet und wurde im 18. Jahrhundert Rokoko-mäßig dekoriert. Von den ehemals 4 Ecktürmen (vgl. Kronengrotte in Hellbrunn) wurden die beiden vorderen abgerissen und dafür ein Balkon angebracht. Heute ist es in Privatbesitz des erfolgreichen Galeristen Thaddaeus Ropac und ist mit jährlich wechselnder moderner Kunst dekoriert.

Das daneben liegende Wirtschaftsgebäude ist seit 1930 eigenständig und wurde lange als Reitstall genutzt. Heute ist es im Besitz der bekannten Salzburger Familie Berger-Sandhof.

Baum

Nach Schloss Emslieb und der Emsburg sind wir inzwischen praktisch bei Schloss Hellbrunn angelangt und egal ob spazieren, joggend oder mit dem Rad. Aber ich erlaube mir noch eine kleine Warnung: Bei Sturm oder Gewitter sollte man die Hellbrunner Allee so rasch wie möglich verlassen. Die alten Bäume können ein Sicherheitsrisiko darstellen, dem man sich nicht unnötig aussetzen sollte.

Unsere Hellbrunner Allee ist seit 1933 ein Naturdenkmal und bleibt ein Erholungsraum, den es zu schützen gilt. Bereits in den 1970er Jahren wurde damit begonnen und seit 1986 die Hellbrunner Allee ein geschützter Landschaftsteil. Der Landtag beschließt 2008 die Stadtrechtsänderung und somit auch die Verankerung der reformierten Grünland-Deklaration im Stadtrecht!

Efeubaum

Ich hoffe, der ein oder andere Leser wird durch diese Zeilen und Bilder angeregt, zur Feier der 400 Jahre besonders aufmerksam diese 2,5 km zurückzulegen. Aber auch ein „normaler“ Stadtplan mit den eingezeichneten Beschreibungen kann vor dem Spaziergang sensibler machen, was genau man zu sehen bekommt.

Viele der beschriebenen Details habe ich übrigens bei den Museumsgesprächen im Salzburg Museum Neue Residenz erfahren und ich danke Mag. Peter Husty für seinen spannenden Vortrag.


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